Versorgungsstrukturen umbauen

Um die Patienten mit den vorhandenen Fachkräften gut und sicher versorgen zu können, dürfen die ambulanten und stationären Strukturen nicht so verschwenderisch aufgestellt sein wie bisher. Durch mehr Spezialisierung, Konzentration und Subsidiarität lassen sich Versorgungslücken auch in der Fläche schließen.

Wie können wir Gesundheitsversorgung sichern?Wie können wir Gesundheitsversorgung sichern?Was wollen wir?Was wollen wir?Geschichten des WandelsGeschichten des Wandels
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Wie können wir die Gesundheitsversorgung künftig sicherstellen?

Die Herausforderung ist groß. Es muss auch für Zeiten, in denen mehr Menschen medizinische Versorgung benötigen, aber weniger Menschen diese leisten können, eine qualitativ hochwertige und gut erreichbare Gesundheitsversorgung organisiert werden. Die Grund- und Primärversorgung muss in der Fläche sichergestellt sein, auch in strukturschwachen Gebieten. 

Um dafür die richtige Versorgungstruktur zu finden, geben drei Leitkriterien Orientierung: 

Subsidiarität bedeutet, der „kleineren“ Einheit, die näher am Menschen ist, den Vorrang zu geben. Auf unser Gesundheitswesen übertragen bedeutet das, eine möglichst wohnortnahe Versorgung mit möglichst geringer Eingriffsintensität anzustreben. Wenn es der Gesundheitszustand zulässt, heißt das: digitale Möglichkeiten ausschöpfen, Hausarzt vor Facharzt konsultieren, ambulant vor stationär behandeln und nur operieren, wenn es wirklich notwendig ist. Das schützt nicht nur die Patienten, sondern entlastet alle Fachkräfte in den Gesundheitsberufen. Und es hilft, die Gesundheitsversorgung auch bei knappen Ressourcen sicherzustellen.

Spezialisierung kann in zwei Bereichen erfolgen. In der Diagnostik und Therapie sorgt sie insbesondere bei seltenen und komplexen Erkrankungen dafür, dass Ärzte und Therapeuten genügend Erfahrung sammeln, um Patienten gut behandeln zu können. Spezialisierung der Berufsgruppen hilft in der Grund- und Primärversorgung, die wohnortnahe Versorgung sicherzustellen: Wenn Ärzte sich auf ihre originär ärztlichen Tätigkeiten konzentrieren können, das Zusammenspiel der Gesundheitsberufe

verbessert wird und spezialisierte Fachkräfte die Praxisorganisation übernehmen, werden Versorgungsengpässe abgemildert oder lösen sich auf. Für Patienten wird es dadurch einfacher, einen Termin zu bekommen.  

Konzentration findet auf zwei Ebenen statt. Eine überregionale Konzentration dient dazu, bei seltenen und hochkomplexen Erkrankungen die Fälle zu bündeln und so eine Spezialisierung der behandelnden Ärzte und im Endeffekt eine bessere Behandlungsqualität zu erreichen. Eine lokale Konzentration – die Zusammenarbeit mehrerer Ärzte und/oder Gesundheitsberufe unter einem Dach – kann gerade in ländlichen Gebieten den Arbeitsort für junge Ärzte und Fachkräfte attraktiv machen. Dann lassen sich Nachfolger finden, wenn eine Haus- oder Kinderärztin in Ruhestand geht und die Gesundheitsversorgung bricht nicht zusammen. Gleichzeitig müssen Patienten weniger Wege auf sich nehmen, wenn sie mehrere Therapiemöglichkeiten an einem Ort erhalten.